
HSV-Frauen
24/7 HSV
Lela steht im Tor der HSV-Frauen, Aryanna führt die U23 als Kapitänin an: Die Naward-Schwestern sind prägende Gesichter der Rothosen – und auch abseits ihrer eigenen Spiele HSVerinnen durch und durch, wie in der aktuellen HSVlive beleuchtet wird.
Wenn Aryanna Naward in einer Vorlesung ihres SportwissenschaftenStudiums sitzt und der Vorverkauf für das nächste HSV-Spiel ansteht, kann es schon mal vorkommen, dass die Inhalte ihres Dozenten kurz weniger Gehör finden. Denn Aryanna ist nicht nur Kapitänin der U23-Fußballerinnen der Rothosen, die nach dem Aufstieg aus der Oberliga im vergangenen Jahr auch in der Regionalliga eine gute Rolle spielen und auf Rang vier überwinterten. Sie ist vor allem leidenschaftliche Anhängerin des Vereins – und bei fast jedem Spiel der Herren im Stadion, auch auswärts.
„Wenn ich selber auf dem Platz stehe und parallel ein Spiel der Männer läuft, wurde mir mittlerweile verboten, nachzufragen, wie es dort steht, um mich auf mein eigenes Spiel zu konzentrieren“, erzählt die 22-Jährige schmunzelnd. „Ich lebe den Verein Tag und Nacht – manche Personen sagen sogar, dass ich den HSV mehr liebe als meine Familie“, so die Innenverteidigerin, die sich in der HSV-Geschäftsstelle auf einem grauen Sofa zum Gespräch niedergelassen hat.
An der Wand hängen Bilder besonderer Momente des Vereins, ein besonders prägnantes: Eine Jubeltraube feiernder HSVerinnen, die nach dem Sieg bei Viktoria Berlin im vergangenen Jahr den Aufstieg in die 2. Bundesliga zelebrieren. Einer der Spielerinnen auf dem Foto sind die Freudentränen noch anzusehen – ein halbes Jahr später hat sie es sich neben ihrer Schwester ebenfalls auf dem grauen Sofa gemütlich gemacht. Lela ist drei Jahre älter als Aryanna und stimmt bei jedem Wort ihrer Schwester nickend zu - denn auch die Torhüterin der HSV-Frauen lebt den Verein mit jeder Faser.
„Unser ganzes Leben ist auf den HSV abgestimmt – sei es für unsere eigenen Spiele oder die der Herren“, erzählt die 25-Jährige, die bereits seit 2012 beim HSV spielt. Damals in der U15 gekommen, absolvierte Lela mit 15 Jahren ihr Debüt in der U17-Bundesliga – und erlebte später den Weg der HSV-Frauen von der Oberliga auf Platz eins nach der Hinrunde der 2. Bundesliga mit. Den Aufstieg in Berlin feierte Lela nicht nur mit ihren Teamkolleginnen, sondern auch mit Aryanna sowie ihren Brüdern, die eigens in die Bundeshauptstadt angereist waren, um ihre Familie zu unterstützen.
Familie meint in diesem Fall allerdings nicht nur die Nawards, sondern auch den HSV. Denn die beiden leben die Gemeinschaft der Rothosen, auf dem Platz und abseits dessen. Bestes Beispiel: Der 80. Geburtstag ihrer Großmutter – parallel zum Auswärtsspiel des HSV in Karlsruhe. „Wir haben eine Leinwand aufgebaut, gemeinsam das Spiel angeschaut und gesagt: Wer nicht mitgucken will, kann ja nach Hause gehen“, erzählt Aryanna, deren Freundeskreis längst weiß: Wo die Nawards sind, da ist der HSV.
Das gilt auch für private Verabredungen, die stets um den Terminkalender der Rothosen geplant werden. Geprägt wurden Lela und Aryanna schon früh von ihrer Familie: Sei es der Großvater, mit dem sie etliche Ausflüge zu HSV-Spielen machten, oder ihre Brüder, die lange Zeit selber aktiv spielten. Aryanna war bei ihrem ersten Spiel im Stadion, etwa acht oder neun Jahre war sie damals, direkt auf der Nordtribüne – und ist dort bis heute geblieben.
Weibliche fußballerische Vorbilder hatten Lela und Aryanna in ihrer Kindheit nicht, zu gering war die Sichtbarkeit von Fußballerinnen in Deutschland für lange Zeit. Doch die Zeiten ändern sich: Alle Spiele der 2. Bundesliga werden seit der laufenden Spielzeit per Livestream übertragen, beim DFB-Pokal-Spiel der Rothosen beim FC St. Pauli in dieser Saison wurde mit 20.000 Fans ein neuer Zuschauerrekord für ein FrauenSpiel auf Hamburger Boden aufgestellt. Der Effekt: Spielerinnen wie Lela werden durch die erhöhte mediale Aufmerksamkeit zu Idolen junger Nachwuchsfußballerinnen.
„Es ist schon verrückt, wenn ich privat zu Spielen im Volksparkstadion gehe, und von kleinen Mädchen erkannt werde“, erzählt die Torhüterin, die nach ihren eigenen Spielen mittlerweile regelmäßig von leuchtenden Augen zahlreicher lütter HSVerinnen und HSVern nach Autogrammen und Fans gefragt wird. Auch Aryanna geht als Kapitänin der U23 voran und repräsentiert ihr Team. „Ich habe als Kind oft zu hören bekommen, dass ich aufhören soll, Fußball zu spielen, da der Frauenbereich noch nicht so etabliert war wie heute. Es ist sehr wichtig und schön, der nachkommenden Generation als Vorbild zu dienen“, ist sie sich ihrer Stimme bewusst.
Lela übt diese VorbildRolle mittlerweile auch abseits des HSV-Trikots aus – und bleibt den Rothosen dennoch treu: Nach ihrem erfolgreich absolvierten Lehramtsstudium gibt die 25-Jährige momentan mindestens einmal wöchentlich Workshops für die HSV-Stiftung „Der Hamburger Weg“ und thematisiert mit Schulklassen aller Altersstufen Aspekte wie Teambuilding und Antidiskriminierung. 24/7 HSV – so sind sie eben, die Nawards.