Spitzensport
07.03.23
Mit Strategie zum Erfolg
Im vergangenen Jahr wurde KIM FALTER vom Hamburger Fußball-Verband als „Junge Trainerin des Jahres“ ausgezeichnet – dabei steht die 24-Jährige erst am Anfang ihrer Karriere. Die Co-Trainerin der U17-Fußballerinnen der Rothosen blickt in der HSVlive zurück auf besondere Momente ihrer bisherigen Laufbahn.
Meine erste Berührung mit Fußball
Meine gesamte Familie ist sehr sportaffin – sobald mein Bruder und ich laufen konnten, hatten wir einen Ball am Fuß. Ich war in meiner Kindheit viel draußen und habe auf der Straße Fußball gespielt, meistens war ich dabei das einzige Mädchen. Da musste ich lernen, mich durchzusetzen. Ich habe dann eine gewisse Zeit bei den Bambinis des 1. FC Quickborn mittrainiert, hatte aber keine Spielberechtigung. Mit etwa acht Jahren bin ich zum HSV gewechselt und habe erstmals in einem reinen Mädchenteam gespielt. Das war eine sehr schöne Zeit, an die ich gerne zurückdenke.
Meine erste Trainerstation
Beim HSV war ich in meinem zweiten B-Jugend-Jahr, in dem wir in die Bundesliga aufgestiegen sind, Kapitänin, und habe zunehmend strategisch gedacht. Leider hatte ich viele Verletzungen im Adduktorenbereich und musste meine Karriere auf dem Platz schon früh beenden. Während meiner Reha habe ich dann die U15-Juniorinnen des HSV als Co-Trainerin übernommen, kurz darauf kam zunächst interimsweise in einem Dreiergespann mit Felix Karch und Florian Beug die U17 dazu. Ich durfte viel ausprobieren und war sofort begeistert von dieser Tätigkeit. Auch heute noch ist es mein Antrieb, die Bedingungen im Frauenund Mädchenfußball zu verbessern.
Mein Schlüsselmoment
Aus der zunächst interimistisch angedachten Rolle in der U17 wurde zusammen mit Felix Karch eine längere Tätigkeit. Im Vorjahr waren wir sportlich abgestiegen und konnten nur die Klasse halten, weil Osnabrück sich nicht für die Liga gemeldet hatte. Daraus haben wir viel Motivation gezogen, grundlegende Dinge zu verbessern. Felix und ich haben uns zusammengesetzt und überlegt, was wir ändern können. Wir haben an vielen Stellschrauben gedreht und etwa einen zusätzlichen Trainingstag eingeführt, zunehmend auf Belastungssteuerung geachtet und vermehrt das Zweitspielrecht von Spielerinnen genutzt, die parallel in Juniorenteams spielten. Am Ende der Saison sind wir Dritter geworden. Von diesen geschaffenen Strukturen profitiert die U17 noch heute.
Mein größter Erfolg
Natürlich hat der deutsche Meistertitel der U17, den ich 2022 als Co-Trainerin erleben durfte, die Geschichte vom sportlichen Abstieg über die Neuausrichtung hin zur nationalen Nummer eins abgerundet. Für mich persönlich noch bedeutender war aber unser Titelgewinn bei der deutschen Futsal-Meisterschaft 2019. Wir galten als Underdog und wurden von niemandem ernst genommen. Im ersten Spiel gegen die Vorjahressiegerinnen aus Köln haben wir dann kurz vor Schluss noch ein 1:2 in ein 3:2 gedreht – danach haben wir direkt anerkennende Worte bekommen, wie attraktiv wir Fußball spielen. Im Laufe des Turniers haben wir die Partien dominiert und am Ende den Titel geholt. Erst, als ich abends nach dem Turnier die Nachrichten von vielen Eltern unserer Spielerinnen gesehen habe, die begeistert von unserer Leistung waren, habe ich realisiert, was wir erreicht hatten. Da konnte ich auch die eine oder andere Träne nicht mehr zurückhalten.