Spitzensport
21.02.23
Louise Wieland: „Das war unfassbar“
Am vergangenen Wochenende triumphierte Louise Wieland bei den deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathletik in Dortmund: Die 23-Jährige sprintete über 200 Meter zu Gold und sicherte sich damit ihren ersten nationalen Meistertitel. Im Interview lässt die HSV-Sprinterin dieses Rennen Revue passieren und blickt auf ihren bisherigen Weg zurück.
Louise, du hast am vergangenen Sonntag mit neuer persönlicher Bestzeit in 23,51 Sekunden Gold über die 200 Meter geholt. Hättest du damit gerechnet?
Ich wusste, dass die Chance auf eine Medaille besteht, Gold hätte ich aber nicht erwartet. Es waren Top-Sprinterinnen wie Jessica-Bianca Wessolly, die letztlich auf dem zweiten Platz gelandet ist, am Start – von daher wusste ich, dass es schwer wird. Nach meinem ersten Platz im Vorlauf habe ich meine Chance gesehen – und die habe ich genutzt.
Nach dem Überqueren der Ziellinie hast du die Hände vor dein Gesicht geschlagen und konntest es offenbar kaum glauben. Was ist dir in diesem Moment durch den Kopf gegangen?
Tatsächlich habe ich in diesem Moment nicht viel gedacht. (lacht) Wirklich realisiert habe ich in diesem Moment nicht, dass ich gewonnen habe. Das war unfassbar, weil ich nicht damit gerechnet hatte.
Du startest seit 2020 für den HSV. Wie sah dein bisheriger sportlicher Werdegang aus?
Ich komme aus der Nähe von München und bin mit sieben Jahren zur Leichtathletik gekommen. Zunächst habe ich in einem benachbarten Dorf trainiert, mit 14 oder 15 Jahren bin ich dann in eine leistungsorientierte Gruppe bei der LG Stadtwerke München gekommen. Dort hat sich herauskristallisiert, dass ich mich auf den Sprint konzentrieren möchte. Nach meinem Abitur bin ich für ein Jahr in die USA gegangen und habe am College weiter Sport betrieben, ehe ich in Hamburg gelandet bin, wo ich momentan Psychologie studiere und für den HSV starte.
Welche Rolle hat deine Zeit beim HSV für deinen jüngsten Erfolg gespielt?
Beim HSV hat mir mein Trainer Dominik Ludwig extrem viel geholfen, wir haben sehr hart gearbeitet. Dazu haben wir eine coole Trainingsgruppe, in der wir uns gegenseitig pushen. Das hilft enorm und macht extrem viel Spaß.
Inwiefern kannst du Inhalte aus deinem Psychologie-Studium auf den Sport übertragen?
Grundsätzlich sagt man immer, dass man nicht sich selber therapieren sollte. (lacht) Natürlich beschäftige ich mich aber mit der Einstellung, wie ich in einen Wettkampf reingehe, und weiß, wie wichtig die Psyche ist, um Erfolg haben zu können. Wichtig ist, sich keine Grenzen zu setzen.
Welche Ziele verfolgst du in den kommenden Wochen und Monaten?
In der kommenden Zeit wird es wichtig sein, die Grundlagen für den Sommer zu legen und an technischen Feinheiten zu arbeiten. Anfang, Mitte Mai starte ich dann mit den ersten Freiluft-Wettkämpfen. Natürlich liebäugle ich auch damit, international zu starten, vielleicht auch schon in diesem Jahr. Da ich Studentin bin, könnte ich beispielsweise an den World University Games [bis 2020 als Universiade bekannt; Anmerkung d. Redaktion] teilnehmen.
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Foto: KJPeters